Mein Ausflug nach München ist nun schon eine ganze Weile her, aber ich vergesse natürlich nicht davon zu erzählen. Aber von vorn:
Vor einiger Zeit erreichte mich eine Email von der Rundschau oder genauer gesagt von Frau Eva Küpper - Leiterin der Schnittabteilung bei der Damenrundschau. Inhalt der Email war ein Lob für meine Beiträge zur Schnittkonstruktion und der vorsichtigen Nachfrage, warum die Rundschau eigentlich nicht in der Handarbeitshefteübersicht auftauchte.. ja, eine gute Frage. Nicht nur weil ich selbst einige alte Rundschauhefte besitze, sondern sie sogar schon auf dem Blog gezeigt hatte.
Also holte ich die Erwähnung der Rundschau nach und man kam so ins Plaudern und dann erhielt ich eine Einladung mir mal den Verlag in München und vor allem das Archiv mit den alten Ausgaben anzuschauen. Und das ließ ich mir natürlich nicht entgehen.
Ich war ganz schön nervös, allerdings nicht so besonders wegen dem Archiv - ich habe selbst Hunderte von alten Heften, also was soll da kommen, was ich nicht selbst zuhause habe? Aber es kam und ich war begeistert. Denn nicht nur, dass dort die wunderbaren (und seltenen) Hefte der 30er und 40er Jahre waren, sondern - und das ließ mich die ganze Zeit nicht los - auch die Originalzeichnungen lagen dort. Ach, welche ein Anblick..
Ich hatte mir anfangs vorgenommen nicht sooo viele Bilder zu machen -
nur die schönsten oder interessantesten wollte ich abknipsen, aber
was soll ich sagen? Eines war schöner als das letzte und das nächste
sogar noch schöner.. Da nun also mein Plan schon nach den ersten paar
Bilder dahin war, kann ich es auch gleich richtig ausführlich machen.
Eines der größten und gleichzeitig schönsten Werke war diese Parade an zauberhaften Sommerkleidern.
Der Vergleich zwischen der Originalzeichnung und dem Druck im Heft - es ist faszinierend diese direkten Gegenüberstellung zu sehen.
Zauberhafte Bilder und herrliche Kombinationen, Mode und Trend, Stoffe auf manchen Bildern, Änderungen auf manch anderen. Man konnte sogar noch die feinen Bleistiftstriche und die Farbtupfer erkennen. Nur meiner immensen Selbstbeherrschung ist zu verdanken, dass ich nicht alle Bilder zusammengerafft und mich nach Hawaii abgesetzt habe.
Die Rundschau ist die älteste aller Hefte und hat (abgesehen von der Burda aus den 50er Jahren) als einzige die Zeit bis heute überdauert. Allerdings ist die Rundschau eben auch kein Heft für die nähende Hausfrau oder die Hobbyschneider, sondern das Fachblatt der deutschen Maßschneider/innen. Es sind also nicht nur hübsche Bilder mit passendem Schnittmuster drin, sondern vielmehr geht es um die fachmännische Umsetzung der neusten Trends ebenso wie um Themen das Handwerk betreffend.
Ihr erinnert euch vielleicht an den Beitrag zur Dauer eines Maßanzuges. Solche Probeleme des Handwerks werden aufgegriffen, genauso wie Fragen zur Steuer, zu Bezugsquellen, zum Nachwuchs oder auch der Mode-Beobachter, der dafür sorgt, dass die Maßschneider stets die aktuelle Mode präsentieren können. Ab den 50er Jahren ist mit Aufkommen der Konfektionsware immer mehr auch der Erhalt dieses Handwerks ein Thema - bis heute.
Auch die Wiederverwendung von Kleidung (was sich besonders bei edlen Stoffen und maßgeschneiderten Teilen natürlich sehr lohnt) ist in der kargen Zeit nicht an den Maßschneidern vorbeigegangen.
So enstanden die so typischen Kleider aus zweierlei Stoff, wie sie oft in den 40er Jahren und frühen 50er Jahren getragen wurden. Meiner Erfahrung nach geben die meisten Hobbynäher eh nicht allzuviel auf Trends (zumindest nicht auf die aus Paris), aber da manche Dinge im Laufe der Zeit vielleicht nicht mehr richtig passen oder auch nur an einigen Stellen abgenutzt sind, macht das durchaus auch für uns Sinn.
Und natürlich konnte ich es mir nicht nehmen lassen ein angepriesenes Teil zur Wiederverwertung direkt im Originalheft daneben zu legen - hach, solche kleinen Spielereien mag ich ja sehr.
Und natürlich konnte ich es mir nicht nehmen lassen ein angepriesenes Teil zur Wiederverwertung direkt im Originalheft daneben zu legen - hach, solche kleinen Spielereien mag ich ja sehr.
Links das Originalheft aus 1937 und rechts also die Variante aus den 40er Jahren wie man eben jenes Modell wieder an die neue Mode anpassen kann. Und wer regelmäßig bei McCalls reinschaut, der mag sich auch an dieses Kleid erinnern:
Die Ähnlichkeit ist kaum zu übersehen, also falls euch das Modell nach dem Nähen doch nicht so sehr gefällt, dann wisst ihr ja nun wie ihr es ändern könnt.
Und auch was bei meinen Heften regelmäßig fehlt, nämlich die Schnittmusterzugaben, konnte man im Archiv der Rundschau bestaunen:
Und auch was bei meinen Heften regelmäßig fehlt, nämlich die Schnittmusterzugaben, konnte man im Archiv der Rundschau bestaunen:
Immer (in den alten Heften) ist auch eine Seite voll Beispielen aus der Rundschau Unterrichtswerkstatt. Egal ob Taschen mit farbiger Schnur durchzogen, das unsichtbare Zusammennnähen von Spitze oder sonstwie detailverliebte Themen. Man kann nur erahnen wieviel Mühe und Zeit in den einzelnen Projekten steckt.
Viel zu leicht vergessen wir, was wir in unserer Freizeit machen: Handwerk. Nicht ganz so meisterlich wie die Damen und Herren vom Fach, aber doch Handwerk. Und Handwerk braucht doch genau das: Liebe zum Detail, Zeit und Mühe.
Nun liegt der Rundschau auch ein Schnittsystem, nämlich das von M.
Müller und Sohn zugrunde. Die Fachfragen und Schnittkonstruktionen
beziehen sich also vor allem auf dieses System.
Ich habe selbst alte
Bücher und Hefte, aber bislang noch nicht danach genäht - zu groß war
die Unsicherheit, aber glücklicherweise hatte ich ja nun kompetente
Hilfe und so erstellte ich am zweiten und dritten Tag meines Besuchs
meinen eigenen Maßschnitt nach M. Müller und Sohn.
Neben mir nahm auch noch Gabi teil - Gabi näht beruflich für das Theater
in Konstanz und ich fand es toll zwischen zwei solchen Fachdamen zu
arbeiten.
Ich hatte jedenfalls ein ganz wunderbares Wochenende mit tollen Einblicken, vielen entzückten Seufzern und konzentriertem Arbeiten!
Und so verließ ich München mit einer tiefen Zufriedenheit für so ein wundervolles Hobby und und dem festen Entschluss den Details wieder mehr Zeit und Mühe zu widmen (und natürlich meinen Maßschnitt zu testen und das ist inzwischen auch schon erfolgreich passiert und wird ein anderes Mal Thema sein).
Vielen Dank für Deinen ausführlichen und interessanten Bericht. Da hast Du wirklich etwas wundervolles erlebt und ich drücke die Daumen dass Du noch sehr lange davon zehren kannst.LG Kuestensocke
AntwortenLöschenHerrlich, das muss wirklich ein Traum gewesen sein. Tolle Eindrücke, vielen Dank. LG Anja
AntwortenLöschenFantastisch, da wäre ich gerne dabei gewesen. Danke für den ausführlichen Bericht.
AntwortenLöschenEin beneidenswerter Ausflug, den hätte ich auch gerne gemacht. Danke für den Einblick und die vielen schönen Fotos. Ich kannte die Rundschau noch gar nicht. LG, Manuela
AntwortenLöschenDie Beauftragung eines ghostwriting agentur kann Ihnen Zeit sparen und sicherstellen, dass Ihre Arbeit den akademischen Standards entspricht. Diese Agenturen stellen erfahrene Autoren zur Verfügung, die mit der Bearbeitung verschiedener Arten von Aufgaben, von Essays bis zu Dissertationen, mit hoher Qualität und Vertraulichkeit erfahren sind.
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