Ich habe das Etuikleid genutzt und mal den Entstehungsprozess des Herzausschnittes dokumentiert.
Auf den Ausschnitt an Kleid oder Bluse sollte man für ein adrettes Aussehen besonderen Wert legen. Der Ausschnitt ist nah am Gesicht und somit sehr präsent für das Gegenüber. Zugfalten oder fehlende Symmetrie stören das Bild und ein abstehender Ausschnitt gewährt vielleicht auch zu tiefe Einblicke. Daher möchte ich euch ein paar Tipps für einen schönen Herzausschnitt an die Hand geben - natürlich gilt es so oder so ähnlich auch für andere Ausschnittformen (zB eckiger Ausschnitt, V-Ausschnitt).
Es gibt verschiedene Möglichkeiten Ausschnitte zu versäubern - Formbelege und Schrägband, Futter und Einfassungen. Ich arbeite am liebsten mit Formbelege, daher verwende ich diesen auch hier.
1. Sorgfältig arbeiten
Das klingt banal, aber man sollte sorgsam und aufmerksam zu Werke gehen, damit am Ende auch beide Seiten symmetrisch sind. Daher die Nahtzugabe am besten schon miteinzeichnen und auch nur füßchenbreit, damit ihr später beim Nähen mehr Kontrolle habt.
Markiert auch die Spitze gesondert, damit ihr wisst, wo die Nadel drehen muss. Und bügelt den Stoff vorab, um kleine Fältchen oder Knitter zu vermeiden. Vor dem Zuschnitt am besten auch die vordere Mitte genau ausbügeln.
Gut gebügelt ist halb genäht!
2. Beleg und Verstärken
Bei dem Beleg ist die Ausschnittkante identisch mit dem fertigen Modell (also sind beispielsweise Abnäher im Ausschnitt, dann werden diese im Beleg zugedreht) und mindestens 5cm breit. Der Beleg wird in der Regel erst mit dem Oberteil verstürzt, wenn die Schulternähte geschlossen sind. Entsprechend werden auch am Beleg die Schulternähte vorab geschlossen.
Belege liegen zudem besser, wenn sie etwas steifer sind als der Oberstoff, daher empfiehlt es sich alle Belegteile zu verstärken oder einen festeren Stoff zu wählen (natürlich sollte er farblich dazu passen und achtet darauf, dass er nicht durchscheint).
Tipp: Wer unbedingt vermeiden möchte, dass der Beleg eventuell an der Kante zu sehen ist (zB weil er einen anderen Stoff wählte), dem empfehle ich eine Paspel zwischenzusetzen, dann ist der Beleg auf jeden Fall nicht zu sehen.
Wie man den Beleg mit der Verstärkung gleich versäubern kann, hatte ich hier schon gezeigt.
Zusätzlich solltet ihr die Spitze am Oberteil verstärken, denn diese wird auch eingeschnitten und franst dann nicht so schnell aus.
Zusätzlich solltet ihr die Spitze am Oberteil verstärken, denn diese wird auch eingeschnitten und franst dann nicht so schnell aus.
3. Genau absteppen
Beleg und Oberteil rechts auf rechts legen und mit ausreichend Nadeln zusammenstecken. Anschließend langsam und konzentriert absteppen. An der Spitze des Ausschnittes die Nadel im Stoff drehen.
Tipp: Wenn euer Stoff es zulässt, dann könnt ihr vorsteppen. Einfach am Beleg an der vorderen Mitte falten und die Nahtlinie einmal ohne Faden entlangnähen - die Löcher der Nadel sind dann auf beiden Seiten exakt gleich und garantieren einen symmetrischen Ausschnitt.
Und wer die Löcher nicht suchen möchte, der kann durchheften, also per Hand vornähen und lange Fäden stehen lassen, dann die Stofflagen auseinanderziehen und innen abschneiden - die Heftfäden markieren dann die spätere Nahtlinie.
4. Mutig einschneiden
Meistens, wenn ein Herzausschnitt Falten zieht, dann wurde nicht mutig genug eingschnitten.
Die Nahtzugaben werden zurückgeschnitten - bei steifen oder störrischen Stoffen am besten die Nahtzugaben unterschiedlich zurückschneiden, dann drücken sie sich nicht so durch.
In den Kurven werden zusätzlich kleine Dreiecke aus der Nahtzugabe bis kurz vor die Naht (ca. 1-2mm) geschnitten - so kann der Stoff sich schön in die Kurve legen. Achtet unbedingt darauf nicht den Faden durchzuschneiden und auch nicht zu nah an die Naht heran. Man kann die Nahtzugabe später (bei allen Faserarten natürlichen Ursprungs) noch ein bisschen dressieren, also durch Ausbügeln dehnen, sodass die benötigte Mehrweite für eine schöne Kurve vorhanden ist
An der vorderen Spitze ebenfalls ein Dreieck ausschneiden und zusätzlich einen kleinen Schnitt bis auf 1mm ran setzen.
Vor dem Wenden die Nahtzugaben über einem Bügelei oder auf einem Ärmelbrett ordentlich auseinander bügeln. Anschließend wenden und gut ausbügeln - dabei am besten eine kleine Schere daneben legen, falls noch mehr Einschnitte nötig sind.
5. Untersteppen
Nach dem Bügeln nochmal umklappen und die beiden Nahtzugaben innen dicht neben der Naht am Beleg feststeppen, dann rutscht der Beleg nicht so leicht heraus.
Anschließend wieder wenden und dann legt sich der Ausschnitt schon nahezu von selbst in die Rundung. Mit ein paar Handstichen kann der Beleg unauffällig befestigt werden.
Und dann ist der Ausschnitt auch schon fertig. Er ist schön verstürzt, symmetrisch und faltenfrei. Was will man noch mehr?
Habt ihr noch Tricks und Kniffe für einen schönen Ausschnitt? Fragen oder Anmerkungen? Immer her damit!
Du hast das wieder so toll beschrieben danke dafür
AntwortenLöschenOhne dich und deine tollen Beiträge wäre ich manchmal aufgeschmissen. 💖
AntwortenLöschenHallo!
AntwortenLöschenDanke für die tolle Beschreibung! Funktioniert das auch bei elastischen Stoffen so? Habe Sommersweat hier liegen... Liebste Grüße Veronika
Hallo Veronika, ja, wenn es einen Beleg gibt, dann funktioniert das genau, allerdings muss Du darauf achten, dass Du den Stoff beim Nähen nicht dehnst, damit er schön anliegt :) Gutes Gelingen!
LöschenHerzlichen Dank! Ich werd mein Bestes versuchen :-)
LöschenUnd wieder hab ich mich mal festgelesen, statt zu nähen����
AntwortenLöschenDeine Seite ist wunderbar informativ. Vielen Dank für deine Beiträge
Oh, das tut mir zwar etwas leid für Dein aktuelles Nähprojekt, aber freut mich natürlich trotzdem ;)
LöschenHallo Anna, ich habe diesen Beitrag mit großem Interesse gelesen. Ich habe nun auch eine Frage: funktioniert diese Vorgehensweise auch bei einem Dirndloberteil?
AntwortenLöschen