Heute möchte ich euch ein ganz besonderes Kleid zeigen, denn ich habe versucht, ein berühmtes Kleid von Dior nachzubilden: Virevolte (französisch für Drehung) aus der Herbst-/Winterkollektion von 1955.
Das Kleid wurde vor einigen Jahren mal von Dita von Teese getragen und seitdem wollte ich es gern nähen. Aber wie üblich gibt es für solche Kleider kein Schnittmuster und eines selbst zu erstellen, traute ich mir lange nicht zu. Nun aber wollte ich es ausprobieren.
Der erste Schritt, wenn man ein Kleidungsstück ziemlich oiginalgetreu nachnähen möchte, ist natürlich Recherche darüber, wie das Kleidungsstück aufgebaut ist. Ich wurde beim MET Museum fündig: Virevolte ist eigentlich ein Trois pièces (noch mehr französich), also ein dreiteiliges Kostüm aus Oberteil, Rock und Jacke.
Der Rock hat je zwei tiefe Kellerfalten vorn und hinten, deren ersten Zentimeter geschlossen werden, einen geraden, schmalen Bund, einen Abnäher in der vorderen Mitte, drei Abnäher in der hinteren Mitte und einen breiten Saum.
Das Oberteil ist vollgefüttert und geht eigentlich nur bis zur Taille; das darunter liegende Schößchen ist aus Futterstoff, damit an der Hüfte nur wenig Stoff aufeinander liegt. Das Oberteil hat angeschnittene kurze Ärmel mit einem Zwickel, einen ausladenden Kragen und eine Naht in der hinteren Mitte. Für eine bessere Passform hat es einen Taillenabnäher und einen Abnäher aus der Seitennaht und drei Knöpfe, wobei das Verschlussteil über die vordere Mitte hinaus bis zum Taillenabnäher läuft.
Die Jacke habe ich links liegen lassen, weil es mir eh um das Kleid ging und zudem schnell klar war, dass der Stoff dafür nicht reichen wird.
Ich habe mit dem Rock begonnen und ein sehr ähnliches Schnittmuster bei Burda gefunden (Modell 126 aus 06/2009). Ich habe gemessen, ordentlich Länge zugegeben und dann meinen Stoff zugeschnitten; das hat auch alles gepasst, aber durch die zusätzlichen Faltenteile lag so viel Stoff aufeinander, dass es mir zu üppig wurde. Ich habe schließlich die gesonderten Faltenteile weggelassen und nur tiefe Falten eingelegt; das Futter hat keine Falten bekommen, sondern besteht nur aus einem glockigen Rockteil. Den Abnäher vorn habe ich einfach freihändig abgenäht, hinten habe ich auf Abnäher verzichtet.
Außerdem habe ich den Reißer in die linke Naht gesetzt und in der rechten Naht eine Tasche eingesetzt; die Mühe, auch eine Nahttasche am Reißer einzusetzen, habe ich mir gespart. Aufgrund des ausladenden Rocks waren auch meine 3,5 Meter Stoff eher knapp und so konnte ich keinen breiten Saum machen, obwohl ich das empfehlen würde. Ein breiter Saum bietet mehr Spielraum bei der Länge, vermeidet ein Nach-Außen-Klappen des Saums und gibt dem Rock mehr Gewicht, sodass er schöner fällt.
Anschließend habe ich mir für das Oberteil aus einer alten Zeitschrift ein Kleid, das vom Schnitt her ähnlich war, ausgesucht und zunächst mal eine FBA (Full Bust Adjustment) und ein Probeteil gemacht. Nachdem das Probeteil wie gewünscht saß (links), habe ich es über die vordere Mitte laufend bis zum Taillenabnäher verlängert und anhand der Vorlage am Halsausschnitt ungefähr so eingeschnitten, wie die gewünschten Falten später laufen sollten (mittig), dabei habe ich darauf geachtet, dass die Einschnitte einerseits zur Stoffkante und andererseits in die Brustabnäher laufen. So haben sich die Brustabnäher verkleinert, als ich die Falten am Kragen aufgedreht habe (rechts).
Die Abnäher, die am Kragen entstanden sind, habe ich dann nicht als Abnäher abgenäht, sondern in Falten gelegt. In der Zeichnung habe ich unberücksichtigt gelassen, dass mein Oberteil angeschnittene Ärmel hat, aber ich denke das Prinzip ist trotzdem verständlich. Und wer sich das Aufdrehen des Schnittmusterteils in bewegten Bildern anschauen möchte, wird übrigens hier bei Instagram fündig.
Zudem habe ich einen Kragen konstruiert und der Länge nach so angepasst, dass die Enden zum einen unter einer Falte und zum anderen unter dem Verschlussteil liegen.
Geschlossen wird das Oberteil durch die drei Knöpfe in der vorderen Mitte und zwei versteckte Druckknöpfe, nämlich je einen an der Kante des überlappenden Oberteils oben direkt am Kragen und in der Taille. Und ich bin sehr begeistert, dass die Kante des überlappenden Oberteils so schön anliegt und kaum aufklappt.
Vermutlich werde ich aber zwischen Oberteil und Rock noch zwei Druckknöpfe anbringen, weil sich in Bewegung das Futterschößchen des Oberteils etwas aus dem Rock herausarbeitet; vielleicht ist es etwas zu taillenkurz geraten. Und ich werde am Vorderteil bei den Falten noch ein paar Handstiche machen, damit die Falten sich schön legen und der Stoff am Dekolleté nicht so unruhig wirkt.
Der Stoff ist übrigens ein grauer Wollmisch, laut Etikett "Denim Wool". Weil das Kleid kurzärmelig ist, habe ich extra keinen reinen Wollstoff genommen, denn ich werde das Kleid jetzt im Frühling und später im Herbst tragen. Ich habe den Stoff, zusammen mit dem Futterstoff von Neva'viscon und diversen anderen Stoffen, als Konvolut in den Kleinanzeigen zwei Dörfer weiter entdeckt und zu einem unverschämt günstigen Preis gekauft; insofern ist mein Virevolte ein echtes Schnäppchen.
Ich bin sehr stolz auf mein Kleid - die Schnittmusteranpassung hat im Wesentlichen so geklappt, wie ich es mir vorgestellt habe und ich finde, dass ich ziemlich dicht an Diors Virevolte herangekommen bin, oder was meint ihr? Dort, wo mein Kleid vom Original etwas abweicht, liegt es vor allem daran, dass ich mich dazu entschieden habe und das ist doch das Großartige beim Nähen, wenn man die Kleidungsstücke auch noch optimieren kann! Achja, und insbesondere finde ich super, dass ich den Rock auch zu anderen Oberteilen tragen kann, was ich auch schon fleißig getan habe!

Das Kleid wurde vor einigen Jahren mal von Dita von Teese getragen und seitdem wollte ich es gern nähen. Aber wie üblich gibt es für solche Kleider kein Schnittmuster und eines selbst zu erstellen, traute ich mir lange nicht zu. Nun aber wollte ich es ausprobieren.

Der erste Schritt, wenn man ein Kleidungsstück ziemlich oiginalgetreu nachnähen möchte, ist natürlich Recherche darüber, wie das Kleidungsstück aufgebaut ist. Ich wurde beim MET Museum fündig: Virevolte ist eigentlich ein Trois pièces (noch mehr französich), also ein dreiteiliges Kostüm aus Oberteil, Rock und Jacke.
Der Rock hat je zwei tiefe Kellerfalten vorn und hinten, deren ersten Zentimeter geschlossen werden, einen geraden, schmalen Bund, einen Abnäher in der vorderen Mitte, drei Abnäher in der hinteren Mitte und einen breiten Saum.
Das Oberteil ist vollgefüttert und geht eigentlich nur bis zur Taille; das darunter liegende Schößchen ist aus Futterstoff, damit an der Hüfte nur wenig Stoff aufeinander liegt. Das Oberteil hat angeschnittene kurze Ärmel mit einem Zwickel, einen ausladenden Kragen und eine Naht in der hinteren Mitte. Für eine bessere Passform hat es einen Taillenabnäher und einen Abnäher aus der Seitennaht und drei Knöpfe, wobei das Verschlussteil über die vordere Mitte hinaus bis zum Taillenabnäher läuft.
Die Jacke habe ich links liegen lassen, weil es mir eh um das Kleid ging und zudem schnell klar war, dass der Stoff dafür nicht reichen wird.

Ich habe mit dem Rock begonnen und ein sehr ähnliches Schnittmuster bei Burda gefunden (Modell 126 aus 06/2009). Ich habe gemessen, ordentlich Länge zugegeben und dann meinen Stoff zugeschnitten; das hat auch alles gepasst, aber durch die zusätzlichen Faltenteile lag so viel Stoff aufeinander, dass es mir zu üppig wurde. Ich habe schließlich die gesonderten Faltenteile weggelassen und nur tiefe Falten eingelegt; das Futter hat keine Falten bekommen, sondern besteht nur aus einem glockigen Rockteil. Den Abnäher vorn habe ich einfach freihändig abgenäht, hinten habe ich auf Abnäher verzichtet.
Außerdem habe ich den Reißer in die linke Naht gesetzt und in der rechten Naht eine Tasche eingesetzt; die Mühe, auch eine Nahttasche am Reißer einzusetzen, habe ich mir gespart. Aufgrund des ausladenden Rocks waren auch meine 3,5 Meter Stoff eher knapp und so konnte ich keinen breiten Saum machen, obwohl ich das empfehlen würde. Ein breiter Saum bietet mehr Spielraum bei der Länge, vermeidet ein Nach-Außen-Klappen des Saums und gibt dem Rock mehr Gewicht, sodass er schöner fällt.

Anschließend habe ich mir für das Oberteil aus einer alten Zeitschrift ein Kleid, das vom Schnitt her ähnlich war, ausgesucht und zunächst mal eine FBA (Full Bust Adjustment) und ein Probeteil gemacht. Nachdem das Probeteil wie gewünscht saß (links), habe ich es über die vordere Mitte laufend bis zum Taillenabnäher verlängert und anhand der Vorlage am Halsausschnitt ungefähr so eingeschnitten, wie die gewünschten Falten später laufen sollten (mittig), dabei habe ich darauf geachtet, dass die Einschnitte einerseits zur Stoffkante und andererseits in die Brustabnäher laufen. So haben sich die Brustabnäher verkleinert, als ich die Falten am Kragen aufgedreht habe (rechts).


Zudem habe ich einen Kragen konstruiert und der Länge nach so angepasst, dass die Enden zum einen unter einer Falte und zum anderen unter dem Verschlussteil liegen.
Geschlossen wird das Oberteil durch die drei Knöpfe in der vorderen Mitte und zwei versteckte Druckknöpfe, nämlich je einen an der Kante des überlappenden Oberteils oben direkt am Kragen und in der Taille. Und ich bin sehr begeistert, dass die Kante des überlappenden Oberteils so schön anliegt und kaum aufklappt.
Vermutlich werde ich aber zwischen Oberteil und Rock noch zwei Druckknöpfe anbringen, weil sich in Bewegung das Futterschößchen des Oberteils etwas aus dem Rock herausarbeitet; vielleicht ist es etwas zu taillenkurz geraten. Und ich werde am Vorderteil bei den Falten noch ein paar Handstiche machen, damit die Falten sich schön legen und der Stoff am Dekolleté nicht so unruhig wirkt.

Der Stoff ist übrigens ein grauer Wollmisch, laut Etikett "Denim Wool". Weil das Kleid kurzärmelig ist, habe ich extra keinen reinen Wollstoff genommen, denn ich werde das Kleid jetzt im Frühling und später im Herbst tragen. Ich habe den Stoff, zusammen mit dem Futterstoff von Neva'viscon und diversen anderen Stoffen, als Konvolut in den Kleinanzeigen zwei Dörfer weiter entdeckt und zu einem unverschämt günstigen Preis gekauft; insofern ist mein Virevolte ein echtes Schnäppchen.

Ich bin sehr stolz auf mein Kleid - die Schnittmusteranpassung hat im Wesentlichen so geklappt, wie ich es mir vorgestellt habe und ich finde, dass ich ziemlich dicht an Diors Virevolte herangekommen bin, oder was meint ihr? Dort, wo mein Kleid vom Original etwas abweicht, liegt es vor allem daran, dass ich mich dazu entschieden habe und das ist doch das Großartige beim Nähen, wenn man die Kleidungsstücke auch noch optimieren kann! Achja, und insbesondere finde ich super, dass ich den Rock auch zu anderen Oberteilen tragen kann, was ich auch schon fleißig getan habe!

Gerade habe ich mir das Original angesehen. Da kommst du schon ziemlich nah dran. Du hast auch durchaus die passende Figur für diese Art von Kleid. Zusammen mit den Schuhen ein perfektes Ensemble aus den Fünfzigern.
AntwortenLöschenLG Bella
Hast du das Kleid schon mal wintertauglich getragen? Ich sehe öfter Modelle aus Herbst-/Winterkollektionen und friere schon beim Anblick. Mit deinen offenen Schuhen sieht es großartig aus, aber gehen auch gefütterte Stiefel ;)
AntwortenLöschenDeine Arbeit ist wie immer wunderbar zu sehen. Leider habe ich deine Anleitung zur Schnittänderung noch nicht ganz verstanden. Vielleicht muss ich mir da mal dein Video dazu ansehen.
Mein und Ditas Neid sind dir gewiss. Du bist jetzt die einzige, die dieses Kleid maßgeschneidert besitzt.
Grüße, Tina
Sehr gelungen, steht dir ausgezeichnet! Ich war die ganze Zeit während des Sew alongs sehr gespannt, wie du den Ausschnitt gestaltest. Letztlich ist der Verschluss dann doch wohl einfacher als gedacht. Den Betrachter verwirren mögen Vintage-Schnitte ja gerne mal. Die mittigen Abnäher im Rock finde ich auch sehr ungewöhnlich. Viel Freude an dem hübschen Outfit! Regina
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